Die Entdeckung des Beutelbuches
Im Lernfeld 10 A „Produkte in Einzel- und Sonderfertigung herstellen“ sind viele Produktformen angeordnet, welche nicht alltäglich sind. Hier werden innerhalb der Ausbildung zur Buchbinderin/zum Buchbinder im 3. Lehrjahr verstärkt Werkstoffe wie Leder und auch Pergament genutzt. Die Lernenden werden hierbei auch exemplarisch an eher ungewöhnliche Buchformen herangeführt. Ein Schüler des Schuljahres 2017/18 entdeckte hierbei das Beutelbuch für sich. In kleinen Arbeitsschritten wurde die Bauform und Gestaltung der Deckel erschlossen und umgesetzt. So kamen Streicheisen, metallene Eckbeschläge und eine selbst entworfene Buchschließe zur Anwendung. Von dieser Entwicklung konnten so auch die Mitlernenden profitieren. Ich habe um einen kurzen Text zu seinen Beutelbüchern gebeten und nachfolgend ist dieser nun wiedergegeben.
S. Döring (Fachlehrer)
Beutelbücher waren das modische „Must-Have“ des Mittelalters. Es sind kleine Büchlein, bei denen die Unterkante des Bezugsleders nicht abgeschnitten und umgeschlagen, sondern auf etwa anderthalbfache Länge der Blockhöhe überstehen gelassen und zu einem Beutel zusammengeknotet wird. Mit diesem Knoten wurde das Buch am Gürtel befestigt und konnte so getragen und präsentiert werden. Ich habe mich dafür entschieden, ein solches Buch zu rekonstruieren und zu binden, weil ich schon immer eine starke Faszination für das Thema Mittelalter und historische Bücher hegte. Außerdem fand ich das Design des Beutelbuches äußerst spannend und ich empfand es als reizvoll, auf diese Weise alte Bindetechniken auszuprobieren.
Mike Linnartz (12 BU)