Experimentelle Interface-Entwicklung mit MakeyMakey
Bananen, Fahrradlenker, selbstgebastelte Gitarren und Getränkedosen steuern Computer. Die Schülerinnen und Schüler der Mediengestalter-Grundstufe entwickeln im EDV-Unterricht auf spielerische Weise kreative Eingabegeräte.
Auf den ersten Blick wirkt der Unterrichtsraum laut und chaotisch. Ein Schüler boxt gegen Luftballons, zwei Schülerinnen kriechen auf dem Boden und werkeln an Kabeln, in der hinteren Ecke des Klassenraums ertönen Gitarren-Rocksounds. Diese außergewöhnliche Unterrichtsatmosphäre ist allerdings erwünscht. »Die Schülerinnen und Schüler experimentieren mit exotischen Möglichkeiten einen Computer auf andere Art zu steuern als mit Maus und Tastatur. Dabei ist konventioneller Frontalunterricht nicht sinnvoll«, so Herr Thomczek, der den Unterricht leitet. »Normaler EDV-Unterricht ist manchmal trocken. Der Einsatz der MakeyMakeys ist besonders für die Schüler spannend und eine willkommene Abwechslung, die sonst Berührungsängste mit Technik haben«.
Ein MakeyMakey ist eine kleine Platine, die über USB an einen Computer angeschlossen wird. Über Kabel können an diese Platine ganz unterschiedliche Gegenstände angeschlossen werden. Berührt ein Benutzer diese Gegenstände, können am Computer verschiedenste Aktionen ausgelöst werden. So ist zum Beispiel möglich, auf einem Bananen-Klavier zu spielen oder mit Getränkedosen ein Spiel zu steuern. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Solange die angeschlossenen Gegenstände minimal elektrisch leitfähig sind, lassen sie sich für die eigenen Ideen verwenden. MakeyMakey ist ein Projekt von zwei ehemaligen Studenten des MIT Media Lab. Mittlerweile können MakeyMakey-Sets von jedermann gekauft werden. Die Gutenbergschule verfügt über einen kompletten Klassensatz, mit dem Teams von jeweils zwei Schülern arbeiten können.
»Ziel ist die Verbindung von technischem Grundlagenwissen, der Kreativität, die die Mediengestalter-Azubis von Berufswegen mitbringen und jeder Menge Spaß!«, so Herr Thomczek über den Kern der Unterrichtsidee. »Etwas selbst zu bauen und sich auf spielerische Art mit Problemlösungsstrategien zu beschäftigen kommt heute oft zu kurz. Ich hoffe, dass sich die Schülerinnen und Schüler durch diese Unterrichtseinheit mehr zutrauen. Vielleicht wird der eine oder andere in Zukunft versuchen, ein Gerät selbst zu reparieren, bevor man es wegwirft. Der »make«-Gedanke ist mir sehr wichtig«. In der »Make«-Bewegung wird versucht, Technik und Geräte selbst zu entwickeln oder zu reparieren. »Viele Menschen wissen heute nicht mehr, wie man mit einfachen Mitteln und ohne viel Geld Geräte wieder zum Laufen bekommt«, erzählt der Lehrer. »Wir brauchen wieder mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten«.
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